Schon vor dem Abitur war klar: Es sollte ein Jura-Studium sein. Im Hinterkopf hatte ich zu dieser Zeit eher das Berufsbild des Anwalts. Doch schon während des Studiums wurde schnell deutlich, dass es das am Ende doch nicht sein sollte. Eine alternative Vorstellung gab es zu diesem Zeitpunkt allerdings auch (noch) nicht. Ein Weg in die Wissenschaft? Das Richteramt? Der Gang in die Wirtschaft?
Schon seit dem 17. Lebensjahr war ich Mitglied der CDU, später auch der Jungen Union. Ich war Sachkundiger Bürger in Ausschüssen des Heiligenhauser Stadtrates, zeitweise Mitglied im Stadtverbandsvorstand - bis es dann plötzlich zu einer Art schicksalhafter Begegnung kam: Die Frage, ob ich Vorsitzender der CDU Heiligenhaus werden und den Kommunalwahlkampf vorbereiten wolle. Wenn man ein Angebot bekommt, spricht immer mehr dafür, es anzunehmen, als es abzulehnen, und so wurde ich mit 26 Jahren Vorsitzender der CDU Heiligenhaus.
Bei der näher rückenden Kommunalwahl ergab sich schließlich die Chance, auch als Bürgermeister zu kandidieren - am Ende erfolgreich sogar schon im ersten Wahlgang, trotz zweier Gegenkandidaten. So begann direkt nach dem Ende von Studium, Promotion und Referendariat ein Berufsleben im öffentlichen Dienst an der Schnittstelle von Politik und Verwaltung. Denn der Bürgermeister ist in Nordrhein-Westfalen ein Hauptamt: Er ist nicht nur Vorsitzender des Rates und oberster Repräsentant der Stadt, sondern auch Chef der Stadtverwaltung.
Bürgermeister ist man immer. Das gehört zum Amt zwingend hinzu. Wenn man seine Aufgabe ernst nimmt, für seine Heimatstadt wirklich etwas bewegen will, so macht das Amt niemals Pause. Man wird angesprochen, egal ob in der Mittagspause auf der Hauptstraße, abends beim Joggen auf dem PanoramaRadweg oder auf der Strandpromenade auf Mallorca. So soll es sein.
13 Jahre Bürgermeister-Amt sind eine so intensive und erlebnis- und erfahrungsreiche Zeit, dass ein Buch nicht ausreichen würde, um alles zu beschreiben. In einem Satz: Es war ein wunderbare Zeit.
Heiligenhaus hat sich in dieser Zeit sehr stark verändert. In der Stadtentwicklung haben allein in unserer Innenstadt etliche Großprojekte für tiefgreifenden Wandel gesorgt:
Doch auch in den Stadtteilen hat sich viel getan. Neue Wohngebiete haben Wohnraum geschaffen, alte Hochhäuser wurden abgerissen, Straßen und Schulen und Kindergärten saniert und Vieles mehr.
Eines der schönsten Projekte, das mehr als einmal auf des Messers Schneide stand, war aber die Schaffung des PanoramaRadwegs Niederbergbahn auf der ehemaligen Bahntrasse.
All diese Projekte und noch viele mehr hatten immer auch Gegner, die mit allen Mitteln versucht haben, diese Veränderungen zu verhindern. Doch Heiligenhaus konnte immer auf mutige, offene und engagierte Menschen im Stadtrat und in der Gesellschaft zählen, die sich für statt gegen etwas eingesetzt haben. Einer davon schrieb mir einst auf eine Weihnachtskarte: "Und wir werden auch nächstes Jahr wieder mehr gute Ideen haben, als uns andere kaputtreden können." So muss es sein. Deshalb habe ich auch nicht lange gezögert, als mich einige dieser Menschen im Jahr 2020 gefragt haben, ob ich nicht Vorsitzender des Fördervereins des Heiligenhauser Stadtmarketings sein wolle.
Die Bürgermeisterzeit war in jeder Hinsicht erfahrungsreich und prägend - Eindrücke, auf die ich heute in vielerlei Hinsicht dankbar zurückgreifen kann.
Zur Landtagswahl 2017 ist unser langjähriger und erfolgreicher Abgeordneter Dr. Wilhelm Droste nicht mehr angetreten. Die Kandidatur für seine Nachfolge hat den Blick auf eine ganz andere politische Ebene geöffnet: Nordrhein-Westfalen.
Am Ende eines mehr als dynamischen Wahlkampfes stand der Wahlsieg - nicht nur im hiesigen Wahlkreis Ratingen/Heiligenhaus, sondern auch insgesamt im Land. Die NRW-Koalition aus CDU und FDP hat die rot-grüne Landesregierung von Hannelore Kraft abgelöst.
Der damalige Ministerpräsident Armin Laschet hat mich zum Staatssekretär in einem neu zusammengestellten Ministerium ernannt: Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Für diese Position musste ich schweren Herzens das hart erkämpfte Landtagsmandat nach nur vier Wochen wieder abgeben, weil man als Staatssekretär auf die Regierungsbank wechselt.
Ein Staatssekretär ist der Amtschef eines Ministeriums, d.h. er leitet das Ministerium für und in Vertretung des jeweiligen Ministers oder der Ministerin. Wie schon als Bürgermeister, so ist man auch als Staatssekretär Behördenleiter und damit immer im Dienst, aber ohne dass es in der Öffentlichkeit gleich stark bemerkt würde.
Unser Ministerium hat mit der Heimatpolitik und einem hervorragenden Förderprogramm für alles, was Menschen als Heimat verbindet, ein neues politisches Feld betreten. Daneben ist das Haus zuständig für die Kommunen im Land bis hin zur Kommunalfinanzierung, verantwortet die Wohnungspolitik und den geförderten Wohnungsbau, den Städtebau, Stadt- und Flächenentwicklung, Dorferneuerung und ländliche Entwicklung, die Industriekultur und den Denkmalschutz, Bauen, Baurecht, Recht der Bauberufe, viele Sonderliegenschaften des Landes wie die Brühler Schlösser - und natürlich die Gleichstellungspolitik. Letztere arbeitet an der Gleichstellung von Mann und Frau, schließt aber auch das große und wichtige Thema Gewaltschutz bis hin zu Prostituiertenschutz mit ein. Seit der NRW-Koalition gilt Letzteres übrigens für Frauen und Männer gleichermaßen.
Die CDU ist die große Volkspartei in Deutschland. Sie besteht aus vielen verschiedenen Strömungen und hat an sich selbst den Anspruch, für alle Menschen ein Angebot zu machen: Vom Arbeitnehmer bis zum Arbeitgeber, von jung bis alt, von katholisch über evangelisch bis jüdisch und muslimisch, für Menschen in der Großstadt und auf dem Land.
Man kann sich das politische Leben zugegebenermaßen einfacher machen. Aber am Ende ist in allem die Lehre, dass eine Position von Maß und Mitte immer noch die Beste ist. Oder wie unser Ministerpräsident Hendrik Wüst sagt: "Wir blicken nicht nach links oder nach rechts, sondern nach vorne."
Die CDU befindet sich in einer tiefgreifenden Veränderung. Daran mitzuwirken, ist eine schöne und wichtige Aufgabe. Vom Eintritt in die CDU im Jahr 1993 bis hin zum heutigen CDU-Kreisvorsitzenden und stellv. Bezirksvorsitzenden war der Wandel in der Partei nie tiefgreifender als heute.
Für mich muss die CDU #vollständigvolkspartei sein - ein Hashtag, den die LSU geprägt hat, in deren NRW-Landesbeirat ich mitwirke. Das gilt nicht nur für die Themen der LSU, sondern ist ein Aufruf für alle Bereiche:
Mehr Frauen in der Partei und in Verantwortung, mehr Menschen mit Migrationshintergrund, mehr Menschen zwischen 25 und 50, die bereit sind, mit den neuen digitalen Möglichkeiten neben Beruf und Familie ein Stück ihrer wertvollen Zeit in Partei und Politik zu investieren.